Geduld – Du bist wahrscheinlich hier, um Geduld zu lernen. Daher mache ich es kurz 😉 In diesem Artikel zeige ich Dir:
- einen anderen Blick auf Ungeduld,
- was sich wirklich dahinter verbirgt,
- welche Vorteile mehr Geduld bringt und
- wie Du Geduld lernen bzw. ausbauen kannst
Was ist Ungeduld und Geduld?
Lass uns zuerst die Ungeduld verstehen. Hier mal ein anderer Blickwinkel darauf:
Ungeduld zeigt Deine Frustrationsgrenze auf. Anders geschrieben wird es deutlicher: Frust-Rations-Grenze.
Eine Ration ist eine kontrollierte und festgelegte Menge.
Deine Ungeduld meldet sich somit, wenn die Menge an Frust, von Dir nicht mehr ausgehalten werden kann.
Das klingt doch irgendwie handhabbarer als das Wort Ungeduld, oder?
Wie entsteht Frust? Wenn Du ein anderes Ergebnis erwartest, als Du bekommst.
Alles zusammengefasst bedeutet es: Du spürst Ungeduld, wenn Deine Erwartungen in der Realität nicht erfüllt werden und Du „nur“ kleine Mengen von Deinem eigenen Frust tragen kannst.
Ich vermute, diese Zusammenfassung gefällt Dir nicht. Denn sind wir mal ehrlich, es sind ja angeblich die anderen Schuld, warum Du so ungeduldig bist, oder?
Doch mit diesem Gedanken machst Du Dich ohnmächtig und bist der Ungeduld und den Umständen hilflos ausgeliefert.
Das stimmt, jedoch objektiv betrachtet nicht.
Es ist Deine Frust-Rations-Grenze, die Dich unruhig oder zum Explodieren bringt. Du kannst sie, wie ein Muskel trainieren. Ein trainierter Muskel kann auch mehr Gewicht (=kontrollierte und festgelegte Menge) besser tragen.
Und damit sind wir auch schon bei der Geduld. Sie ist die Einstellung weniger Frust entstehen zu lassen, weil sie die Realität sieht und die Fähigkeit mehr Frust-Ration zu tragen.
Geduld lernen: Der erste Schritt zur inneren Balance
Wozu brauchst Du überhaupt Geduld? Kurzgesagt, damit es DIR in DEINEM Alltag besser geht. Die Geduld ist für DICH!
Wenn Du es schaffst, Geduld zu lernen,..
… wird sich Dein Stresslevel senken,
… Du kannst dadurch bessere Entscheidungen treffen und
… Deine zwischenmenschlichen Beziehungen stärken.
Ungeduld als Zeichen Deiner Frustration:
Ungeduld ist im Endeffekt nur eine niedrige Frust-Rations-Toleranz.
Du hattest bisher noch keine Zeit Deine Frust-Rations-Grenze zu erweitern.
Es hat also nichts mit den anderen zu tun.
Deine Ungeduld kommt durch Deine Fähigkeit nur eine bestimmte Frust-Portionen zu tragen.
Noch ist sie nicht soweit ausgebaut, dass Du zufrieden bist. Dafür braucht es nur etwas Übung.
Hier eine kleine Hilfe: „Wie Du Deinen Selbstwert stärkst“
Geduld üben: Praktische Tipps für den Alltag
Um die Frust-Rations-Grenze zu erweitern (also Geduld aufzubauen) hilft es zuerst zu erkennen, in welchen Situationen sich die Ungeduld meldet.
Ich zähle Dir nun drei Bereiche auf, wie Du mehr Geduld in Deinen Alltag bringen kannst.
Der Bereich, der Dich beim Lesen am meisten nervt, ist höchstwahrscheinlich der Bereich, in dem Du am meisten über Deine Geduld lernen kannst 😉
ungeduldige Gedanken kennenlernen
In welchen Situationen spürst Du die Ungeduld? Geh gedanklich in die letzte hinein.
Welche Gedanken hattest Du dabei? Vielleicht so etwas wie:
• „Die verschwenden hier nur meine wertvolle Zeit!“
• „So ein Quatsch! Das wird nie etwas!“
• „Warum sind alle so unfähig?“
Haben diese Sätze jemals ein Problem gelöst? Vermutlich nicht.
Sie sind auch dafür gar nicht da. Meistens sind solche Sätze nur dafür da, andere Menschen abzuwerten.
Wir haben solche Sätze selbst gelernt, als wir von anderen abgewertet wurden.
Was hätte denn in der jeweiligen Situation WIRKLICH geholfen?
Vielleicht nachfragen, ob noch Redebedarf ist? Den Fokus auf das gemeinsame Ziel zu lenken? Hast Du Dich vielleicht ungehört gefühlt? Machst Du vielleicht Aufgaben, die Du gar nicht machen möchtest?
Der erste Schritt zu mehr Geduld ist die Ungeduld zu verstehen.
Beginne daher damit zu merken, wann und welche ungeduldigen Gedanken bei Dir auftauchen.
Schau Dir danach die entsprechende Situation erneut an.
Vielleicht hilft es Dir auch, darüber nachzudenken, warum Du oft erwartest, dass die Welt sich Deinem Tempo anpassen muss und Du Dich nicht dem Tempo der anderen angleichen möchtest.
Zeitmanagement und Planung
Jetzt etwas Handfestes. Schau Dir Deine Tagesplanung an.
Nein, suche jetzt bitte nicht danach, wie Du noch mehr in Deinen Alltag stopfen kannst, um Dich noch mehr zu perfektionieren.
Ganz im Gegenteil – nimm den Fuß vom Gaspedal.
Schau nach, was da wirklich hinein muss. Ganz besonders: sind Deine Ziele überhaupt realistisch?
Ein Tag hat 24 Stunden. Jede Aufgabe braucht eine gewisse Zeit, bis sie fertig ist.
Auch wenn Du mehr Sachen in Deinen Tag hineinpackst, die Aufgaben werden dadurch nicht weniger Zeit benötigen.
Dieses Vollstopfen führt nur zu Überforderung und diese führt zu einer Reduzierung Deiner Frust-Rations-Toleranz.
Wo liegen Deine Prioritäten? Was willst Du wirklich in Deinem Alltag haben?
Wenn Du jetzt denkst „das kenne ich schon alles!“, hast Du es denn auch wirklich angewandt oder stopfst Du noch immer alles in Deinen Tag hinein?
Mini-Pausen zum Mini-Atmen
Das gehört auch zum Fuß vom Gas nehmen.
Die einfachste Variante davon ist, vor jeder Aufgabe Dir bewusst zu machen, warum Du diese Aufgabe machen möchtest.
Atme dazu langsam ein und aus und stell Dir dabei die Frage: „Warum mache ich diese Aufgabe?“
Es geht dabei nicht darum den Sinn des Lebens zu finden oder über andere Menschen oder Dich zu schimpfen.
Es geht darum Deinen Blick auf Deine nächste Aufgabe zu richten und herauszufinden, was Deine aktuellen Prioritäten im Leben sind.
Wenn Du sie kennst, verstehst Du besser, was Dich aktuell nervt und damit unguldig werden lässt.
Geduld üben lernen: Strategien für langfristigen Erfolg
Wenn Geduld eine hohe Frust-Rations-Toleranz ist und Frust entsteht, wenn Du etwas anderes erwartest, als die Realität bringt, wie kannst Du wohl Geduld lernen? Genau, in Situationen, in denen beides aufeinander trifft.
Schritt-für-Schritt-Ansätze
Du brauchst nicht gleich in die Ungeduld-Situationen in der Realität hinein hüpfen.
Für den Anfang reicht es aus, wenn Du Dir diese Situationen vorstellst.
Geh gedanklich hinein und schau Dir an, was Du gesagt hast und wie Du auf die Situation reagiert hast.
Anschließend überlegst Du, wie Du reagieren könntest, damit es für Dich entspannter abläuft. Was könntest Du tun oder sagen?
Ein Beispiel: Du bist immer wieder genervt, wie langsam die Menschen an der Supermarktkasse sind. Frage Dich warum Dich das so nervt.
Weil Du keine Zeit hast? Weil alles schneller gehen muss? Aber warum? Warum hast Du keine Zeit?
Vielleicht weil Du Deinen Alltag vollgestopft hast und von einer Aufgabe zur nächsten rennst?
Wäre es möglich weniger oft einzukaufen und/oder mehr Zeit einzuplanen?
Wenn Du in den gedanklichen Situationen langsam geduldiger mit den anderen Menschen wirst, kannst Du es in realen Situationen versuchen.
Positive Selbstgespräche
Wie redest Du eigentlich mit Dir selbst?
Die noch nicht weiter ausgebaute Frust-Rations-Grenze ist aus bestimmten Gründen so wie sie ist.
Hatte Dein Umfeld früher auch nie / kaum Geduld mit Dir?
Wenn ja, woher solltest Du es anders gelernt haben? Das heißt nicht, dass die anderen Schuld haben. Nein. Das heißt, lerne Verständnis mit Dir selbst zu haben.
Bist Du Dir vielleicht selbst zu langsam? Hast Du vielleicht Deine Wünsche noch nicht erreicht? Bräuchtest Du vielleicht Hilfe bei einigen Aufgaben in Deinem Leben?
Meistens sind wir von dem was andere machen genervt, wenn wir es uns nicht selbst geben.
Oder glaubst Du, dass Du besser bist als andere Menschen und bist deshalb ständig von anderen genervt? (Ich weiß, das ist die Killer-Frage von allen 😉 )
Schau Dir an, wie Du mit Dir selbst in Gedanken redest.
Was sagst Du Dir, wenn Du mal etwas fallen lässt. Verzeihst Du Dir oder beschimpfst Du Dich?
Je netter Du mit Dir selbst umgehst, desto mehr Platz ist in Deiner Frust-Rations-Grenze.
Wie in einem großen Eimer. Wenn Du selbst weniger hineingibst, ist wesentlich mehr Platz für all die Ungeschicke, die nun mal anderen passieren.
Lerne Deinen Frust-Eimer selbst sauber zu halten. (Dazu schreibe ich demnächst einen anderen Artikel: wie mit Fehlern umgehen)
Achte auf Dich selbst. Versuch ein kleines bisschen gnädiger zu Dir selbst zu sein und etwas weniger gemein über Dich selbst zu denken…
Geduldig sein lernen: kleine Geheimnisse für Dein Leben
Und jetzt fragst Du Dich wahrscheinlich, wie wende ich Geduld in verschiedenen Lebensbereichen an.
Im Endeffekt genauso, wie ich ein paar Zeilen vorher geschrieben habe. Alles fängt mit Dir an.
Den eigenen Frust-Eimer entleeren:
Wenn wenig in Deinem Frust-Eimer drin ist, stört es Dich auch nicht, wenn er über den Tag durch ungeschickte Handlungen ein kleines bisschen voller wird.
Wenn er dagegen bereits schon am Morgen voll ist, wird es ein ziemlich ungeduldiger Tag.
Aber wie kannst Du den Frust-Eimer entleeren, oder anders gesagt: wie bekommst Du mehr Geduld?
Das Zauberwort heißt Ruhe.
Du kennst sicherlich den Spruch: „In der Ruhe liegt die Kraft“.
Dir ist bestimmt auch schon aufgefallen, dass geduldige Menschen Unmengen an Ruhe mit sich tragen.
Genau das ist ihr Geheimnis. Sie tragen Ruhe mit sich.
Sie haben schon früh gelernt, dass die Ruhe ihren Frust-Eimer leert.
Geduldige Menschen haben verschiedenen Routinen, um Ruhe in ihr Leben zu bringen. Hier ein paar Routinen als Beispiel:
- Ausreichend Schlafen
- Langsamer gehen
- Mehr Zeit einplanen bei den Aktivitäten im Leben
- In Stille sitze / spazieren gehen (ohne Smartphone, Filme, Serien, Podcasts, etc.)
- Spaziergänge / Aufenthalte in der Natur
- Wohnung als Ruhe-Ort eingerichtet
- Nehmen sich Zeit für Ordnung
- Hören Menschen erst zu, nehmen sich Zeit, um ihre Antwort zu überdenken und antworten danach
All diese Beispiele zeigen, dass sich geduldige Menschen Zeit für sich nehmen.
Das leert sehr gut den Frust-Eimer. Je mehr Geduld Du haben möchtest, desto mehr Zeit brauchst Du für Dich.
Die meisten Menschen sind einfach nur ungeschickt…
… genauso wie Du!!! Kein Mensch auf diesem Planeten ist perfekt. Du auch nicht.
Jedem Mensch passieren unendlich viele Dinge, die so gar nicht geplant, gedacht oder beabsichtigt waren.
Die meisten Menschen haben noch nicht mal böse Absichten.
Die ältere Dame, die an der Kasse mehr Zeit beim Einpacken ihrer Einkäufe braucht, macht es nicht, um Dich zu ärgern. Vielleicht hat sie Gicht, kann kaum etwas sehen und ist gedanklich bei ihren Enkelkindern, die sie schon seit Monaten nicht mehr gesehen hat.
Oder der kleine Junge, der im Bus mit dem Fuß gegen einen Sitz tippt. Vielleicht hat er eine schlechte Note in der Schule geschrieben und muss auf dem Nachhauseweg nun die ganze Zeit ängstlich daran denken, wie er das seinen Eltern erklärt.
Wir Menschen haben nun mal auch Probleme, die uns am Tag beschäftigen.
Dann gibt es noch Ungeschicktheiten, die Schwerkraft und vieles mehr.
Die meisten Menschen sind einfach nur mit ihrem vollen Frust-Eimer beschäftigt.
Vielleicht hilft Dir dieser Gedanke bei der nächsten Geduldsprobe.
Du könntest versuchen zu verstehen, warum die andere Person das gemacht hat, was sie nun mal gemacht hat.
Dadurch entwickelst Du Verständnis. Verständnis ist die Schwester von Geduld.
Sie gehen gerne Hand-in-Hand 😉 Dieses Verständnis darfst Du auch bei Dir anwenden.
Also, wenn Du mal wieder mit Dir selbst die Geduld verlierst, frag Dich vielleicht, was Deine Absicht war.
Fazit
Geduld ist eine hohe Frust-Rations-Toleranz. Wie gehst Du mit Dir um?
Kannst Du Dir selbst verzeihen? Wann gibst Du Dir die Ruhe, die Du brauchst, um Deinen Frust-Eimer zu leeren?
Die meisten Menschen sind einfach nur ungeschickt, genauso, wie Du.
Wenn Du mehr Geduld lernen möchtest, hilft es, wenn Du lernst netter zu Dir zu sein. Das ist das große Geheimnis 😉
Kunstwerk: „Geduld und Ungeduld“
Dieses Kunstwerk ist bewusst kurz gehalten, denn mehr verträgt die Ungeduld nicht 😉
Limette: Sowohl der Versuch mehr Geduld aufzubringen, als auch die Ungeduld können ganz schön sauer aufstoßen.
Einzelne Segmente: verschiedene Frust-Rations-Toleranzen. Wenn sie überschritten werden, quillt der saure Saft über.
Zerknüllt: Weil die Ungeduld gerne kaputt macht.
Bunt: weil die Ungeduld so gerne kritisiert, habe ich ihr jede Menge Stoff zum kritisieren gegeben 😉