BEATRICE WINKEL

Bewusstsein für heimliches Essen schaffen: Warum wir in der Stille essen

Übersicht der Themen

heimliches Essen verstehen lernen.

Dieser Artikel möchte Dir helfen das schambehaftete heimliche Essen aufzulösen bzw. zu mildern.

Zu diesem Thema gibt es ein Kunstwerk, das dazu dient, Dir das heimliche Essen aus einer anderen Perspektive zu zeigen. Vielleicht kannst Du es dadurch einfacher auflösen.

Falls Du Dich im Vorfeld mit der Scham beim Essen beschäftigen möchtest, findest Du hier den passenden Artikel dazu.

Was ist heimliches Essen?

Lass uns zu Beginn anschauen, was überhaupt heimliches Essen ist.

In der Kindheit kann es sich schon zeigen. Die Eltern verbieten beispielsweise den Verzehr von Süßigkeiten, doch das Kind möchte seiner Lust nachgehen.

Es kauft sich von seinem Taschengeld heimlich Süßigkeiten und isst sie entweder heimlich auf dem Spielplatz oder heimlich im Kinderzimmer.

Als Erwachsene kann es sich so zeigen: Beim Essen gehen mit Freunden, werden Salat zur Vorspeise und dann irgendein „gesundes Essen“ als Hauptgang gewählt. Das Dessert wird dankend abgelehnt.

Kaum Zuhause angekommen (oder vielleicht sogar schon auf dem Weg nach Hause) werden der Schokoriegel oder auch mehrere Süßigkeiten voller Lust (oder vielleicht sogar Gier?) verzehrt.

Beide Situationen haben gemeinsam, dass das Urteil der anderen das eigene Verhalten steuert.

Das Kind möchte nicht ausgeschimpft werden von den Eltern und trotzdem seine Süßigkeiten essen. Also wird es heimlich gemacht.

Der Erwachsene möchte vor den Freunden ein bestimmtes Bild wahren (um vielleicht auch nicht ausgeschimpft zu werden?) und stillt die Süßigkeitenlust heimlich nach dem Treffen.

Dieses Verhalten beschränkt sich nicht nur auf Süßigkeiten. Es kann mit jeglichem Essen durchgeführt werden, sei es Kuchen, Torten, Pizza, Pastagerichte, Kekse, Fleisch, Eier, etc.

Es kommt dabei nicht auf das Lebensmittel an, sondern die Dynamik, die damit vermieden werden soll.

Wie entsteht das heimliche Essen?

Weil dieses Thema so schambehaftet ist, weise ich noch einmal darauf hin: Es geht hier nicht darum mit dem Finger auf Dich zu zeigen, sondern Dir die dahinter verborgene Dynamik zu zeigen, damit Du sie für Dich auflösen kannst.

Die beiden zuvor gezeigten Beispiele verdeutlichen, dass das heimliche Essen versucht eine Konsequenz zu vermeiden.

In den meisten Fällen werden Urteile, Kommentare oder vielleicht sogar Verachtung von anderen versucht zu vermeiden. Diese könnte von Freunden, Familie, Kollegen aber auch von völlig Fremden herrühren.

Betroffene des heimlichen Essens haben bereits solche Kommentare, Urteile oder Verachtung von anderen auf Grund ihres Essverhaltens erfahren.

Es waren somit schon reale Situationen, die besonders schmerzhaft waren. Dieser Schmerz soll nun nicht noch einmal auftauchen.

Daher wird das vermeintliche „falsche Essverhalten“ nicht offen ausgetragen, sondern heimlich hinter verschlossener Tür.

Die negativen Auswirkungen von heimlichem Essen

Doch genau diese Vermeidung des bekannten Schmerzes führt zu einem doppelten Schmerz.

Erstens erzeugt die Person mit dem heimlichen Essen eine „falsche Identität“, die sie den anderen zeigt.

Zweitens ist das heimliche Essen mit sehr vielen Gefühlen aufgeladen. Dadurch wird dann beispielsweise nicht nur ein Schokoriegel genussvoll verzehrt, sondern eine große Menge davon.

Das führt anschließend zu einer großen Portion Scham (über Scham beim Essen habe ich bereits hier geschrieben).

Das Vermeiden von unangenehmen Gefühlen durch das Vermeiden der möglichen Kommentare der anderen, führt zu anderen unangenehmen Gefühlen, die dann mit einer noch größeren Portion von dem angeblichen „falschen Essen“ zu einem „Runterdrücken“ genau dieser unangenehmen Gefühle führt.

Klingt ganz schön verworren oder? Und das ist auch das heimliche Essen.

So oder so bekommt die Person mit dem heimlichen Essen eine große Ladung „blöder Gefühle“ ab.

Das heimliche Essen kann über kurz oder lang zu folgenden negativen Auswirkungen führen:

Das eigene Körpergewicht kann durch die großen Portionen des „falschen Essens“ ansteigen.

Die ignorierten Gefühle können in unpassenden Situationen hoch kommen (beispielsweise in Form von Panikattacken, Ängsten, Unruhe, Sorgen machen).

Durch die zwei Identitäten (die falsche Identität für die anderen und die heimliche Identität für sich selbst) kann das Selbstvertrauen gesenkt werden.

Denn wie kannst Du Dir selbst vertrauen, wenn Du Dich hinter einer Fake-Identität versteckst und Deine wirkliche Identität heimlich Zuhause versteckst?

Das Emotionale Essen kann sich zeigen. Das Essen ist auf verschiedenste Art stark emotional aufgeladen und kann sich auf andere Lebenssituationen ausdehnen.

Am Anfang wird noch auf Grund der Vermeidung von ungewollten Kommentaren heimlich gegessen. Irgendwann dann vielleicht weil die Langeweile zu langweilig ist oder zu viel Stress im Leben ist, etc.

Die positive Seite vom heimlichen Essen – Warum essen wir in Stille?

Doch wie bei den meisten Sachen gibt es auch hier eine positive Seite – das Essen in Stille.

Dieser Aspekt wird gern übersehen, denn es ist nicht dramatisch genug für tolle Schlagzeilen 😉 Das Stille essen ist recht friedlich.

Zu unserem Alltag gehören viele unterschiedliche Situationen und Menschen. Je nach dem, zeigen wir unsere komplette Identität oder nur Teile davon.

Besonders in komplexen Alltagen kann es heilsam sein, ganz in Ruhe bzw. in Stille zu essen. Niemand will etwas von Dir. Keiner kommentiert etwas. Nicht ein anderer bestimmt darüber, was Du isst. Diese Momente gehören nur Dir und Deinem Essen.

In Stille zu essen, ist mittlerweile selten geworden und kann daher fälschlicherweise als heimliches Essen missverstanden werden.

Der Unterschied zum heimlichen Essen ist, dass Du wirklich in Stille das isst, was Du brauchst. Du genießt das Essen ohne schlechtes Gewissen, sondern in Ruhe und Entspannung.

Du isst einfach nur in Stille und lässt den Alltag für eine Weile außen vor.

Wege aus dem „Strudel“ des heimlichen Essens

Und wie schaffst Du nun vom heimlichen Essen zum Essen in Stille zu gelangen? Mit Ruhe und Geduld 😉 Hier kommen ein paar aus der Ernährungsberatung:

1. heimliches Essen bewusst wahrnehmen:

Schau Dir an, wann Du heimlich isst (ohne damit aufzuhören). Welche Situation ist vorausgegangen? War es ein Treffen mit bestimmten Personen oder in einer bestimmten Umgebung?

Entdecke, was Du isst und wie es Dir schmeckt. Das kannst Du erst einmal für ein paar Wochen machen.

Wichtig ist, dass Du aufhörst, Dich für Dein heimliches Essen zu verurteilen, denn der Verurteilung von anderen möchtest Du doch eigentlich entgehen, oder? 😉

Also tu es Dir nicht selbst an. Stattdessen, betrachte Deine Handlung als Experiment. Was kannst Du daraus über Dich lernen?

2. Warum isst Du heimlich – Sei ehrlich zu Dir:

Wenn Du Zuhause etwas essen möchtest, frage Dich, warum Du es machen möchtest.

Ist es, weil Person XY nicht erfahren soll, dass Du ein bestimmtes Lebensmittel / Gericht isst? Bist Du genervt? Willst Du das Essen schnell „vernichten“?

Möchtest Du Dir ein schönes Essen zu bereiten, weil Du Hunger hast und in Ruhe essen möchtest?

3. Vertraue Dich mit dem heimlichen Essen einer anderen Person an:

Das darf eine Person aus der Familie oder dem Freundeskreis sein.

Das darf aber auch eine fremde Person in anonymen Foren, bei der Seelsorge oder bei mir sein (nutze doch das Erstgespräch (0€, 20 Min.) dafür)

4. Wenn Du alle anderen Schritte schon gemacht hast

… und Dich sicher genug fühlst, kannst Du ausprobieren, (wieder) im sozialen Umfeld genau das zu essen, was Du essen möchtest.

Mach diesen Schritt am besten erst, wenn Du soweit bist und am Anfang mit Personen, die Dir wohlwollend zugetan sind.

Bei den kritischen Personen musst Du nicht damit anfangen und Du darfst auch für Dich entscheiden, ob Du es bei den kritischen Personen überhaupt machen möchtest.

Wichtig: Du allein entscheidest, wem Du Deine Ernährung zeigst und wem nicht. Wenn es ein paar Menschen in Deinem Leben gibt, die nicht alles von Deinem Leben wissen sollen, dann ist das okay.

Entscheide selbst, wie viel Kontakt Du mit diesen Menschen haben möchtest. Wichtig ist, dass Du friedlich(er) mit Dir umgehst und lernst Deine „Eigenheiten“ anzunehmen 😉

Das Kunstwerk „heimliches Essen“

Apfel: Symbol für gesunde Ernährung und für Sünde. Täglich hörst Du aus allen Richtungen, wir sollen uns mehr optimieren. Gesünder, schöner, besser. Dazu „müssen“ wir angeblich immer mehr Obst und Gemüse essen – egal, ob es Dir gefällt oder nicht. Gesund bedeutet dadurch nur noch Verzicht. Verzicht auf alles, was Dir irgendwie Freude bereitet. Dieses Gesund schiebt alles, was Nicht-Gesund ist, in den Abgrund der Sünde. Das zerknitternde und zerreißende Gefühl beginnt sich in Dir einzunisten. Es heißt nun nur noch Alles richtig machen oder zu sündigen. Es gibt keinen Mittelweg…

Grüner Apfel = Grün: die Farbe des Neides wird oft als Grün bezeichnet (manchmal auch gelb). Sie ist hier grün, da sie giftig ist. Wie gern würdest Du ohne Scham essen? Wie oft hast Du andere beim Essen beobachtet und gemerkt, wie Dir die Galle hochkam? Natürlich hast Du es niemanden so gesagt, doch Du würdest so gern auch entspannt essen können.

Keilförmiger Stil: Wie ein Dorn, in der eigenen Seele, pocht die Scham über Dein „heimliches schlechtes Essen“ durch den ganzen Körper. Wann kannst Du ihn heraus ziehen?

Auf die Lippe beißen: Unsere Lippen sind sehr empfindsam und zeigen viele unserer Gefühle. Ist es nicht interessant, dass sich auf die Lippen beißen sowohl Schuld eingestehen und Lust/Verführung symbolisiert? War beim heimlichen Essen etwa auch Lust dabei?

Rote Lippen = Rot: Die Scham zeigt sich von Innen nach außen. Sie beginnt mit einem schmerzenden Gedanken im Inneren und zeigt diesen „schuldhaften“ Gedanken durch die rot werdende Haut nach Außen. Die Außenwelt soll doch sehen, dass wir uns für unser schlechtes / heimliches Essen schämen…oder nicht?

Zerknittert: dieses zerknitterte Gefühl, wenn Du Dich wieder ewig gedanklich im Kreis drehst: „Darf ich das essen?“ „Bekommt es jemand mit?“ „Was, wenn ich es heimlich mache?“

Abfärben: Die Gefühle beim heimlichen Essen färben sich am Anfang fast unmerklich in die anderen Lebensbereiche ab, bis Dir eines Tages bewusst wird, dass sie auch diese Bereiche Deines Lebens zerknittern.

Riss im Papier: Am Rande, für die meisten kaum ersichtlich, bist Du zerrissen. Das ewige heimliche Essen hat seine deutlichen Spuren hinterlassen. Doch kaum einer möchte es sehen. Daher versteckst Du es auch (unter dem Passepartout).

Zeigen: Lass die Scham nicht mehr im Verborgenen Dein Leben bestimmen. Zeige sie (häng das Bild auf), rede mit Menschen, die Dir wohl gesonnen sind über Dein heimliches Essen (und mit allen anderen halt nicht) – schließlich bestimmst Du, ob und wie Du mit anderen über dieses Bild sprichst. Was für die einen kitschige Dekoration ist, stellt für die anderen ein Verbindungsstück zu Dir her.

Begleitbuch: In dem Begleitbuch sind einige Gedanken zum heimlichen Essen aufgeführt. Dieses wird nach dem Begleitgespräch auf Deine Bedürfnisse angepasst. So kannst Du in Deinem Tempo nach und nach das heimliche Essen verstehen und los lassen.

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